Judgments under competition and uncertainty : empirical evidence from online poker

  • Entscheidungen bei Wettbewerb und Unsicherheit : empirische Belege vom Online Poker

Engelbergs, Jörg; von Nitzsch, Rüdiger (Thesis advisor)

Aachen : Publikationsserver der RWTH Aachen University (2010)
Doktorarbeit

Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2010

Kurzfassung

Poker zu spielen und wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen, hat viel gemeinsam. Die jeweiligen Akteure agieren in einem strategisch komplexen, dynamischen Umfeld, in dem sie bei unsicheren Erwartungen wiederholt im Wettbewerb stehen. Ziel ist es dabei, den Besitz zu maximieren. So einfach dieses Ziel auch klingt, so schwierig ist es umzusetzen. Heuristiken und Verzerrungen prägen menschliche Entscheidungen, wie ergiebige Forschung gezeigt. Diese Arbeit ergänzt die Erkenntnisse zu Verhaltensmustern bei Entscheidungen unter Unsicherheit um empirische Belege in einem Wettbewerbsspiel. Poker bietet eine viel versprechende Grundlage zur Entscheidungsforschung. Es hat eine lange Geschichte voller Wechselwirkungen mit westlicher Kultur, spiegelt soziale Strukturen wider, und bietet viele psychologische Impulse. Seine mathematischen Eigenschaften erlauben die Anwendung normativer Ansätze aus der Entscheidungstheorie. Diese Arbeit zeigt auch, warum Poker mit Handel an Finanzmärkten vergleichbar ist. Im Anschluss an die Erörterung, wie Konzepte rationalen Entscheidens auf Spielsituationen bei Risiko und Unsicherheit angewendet werden können, werden Hypothesen zu psychologischen Einflüssen auf das tatsächliche Verhalten, unter Bezugnahme zur Behavioral Finance, abgeleitet. Ein Online Poker Datensatz, mit Millionen einzelner Entscheidungen und tausenden Spielern mit umfangreicher Aktivität, dient als Prüfstand. Die verwendete IRC poker database ist unter http://games.cs.ualberta.ca/poker/IRC/IRCdata frei zugänglich. Testreihen zu psychologischen Effekten umfassen fünf Bereiche:- Verzerrungen bei der Bewertung von Wahrscheinlichkeiten (long-shot bias) und Ergebnissen (Bewertung relativ zu einem Referenzpunkt).- Informationsheuristiken, insbesondere der Einfluss von Verfügbarkeit, die gambler's fallacy beim Mischen der Karten, und der Glaube an Siegesserien.- Lernfortschritte in einem dynamischen Umfeld. Von ersten Schritten zu schnelleren Reaktionszeiten und grundsätzlichen Anpassungen des Risikoverhaltens.- Der Einfluss von Emotionen auf Entscheidungen, mit den Spezialfällen Langeweile, Hochstimmung, und Verzweiflung.- Die Bewertung des eigenen Könnens, beeinflusst von Kontrollillusion und übermäßigem Selbstvertrauen.Die vorliegenden Ergebnisse geben einige Hinweise für bessere Entscheidungen nicht nur beim Pokerspiel. Ergänzend schließt die Arbeit mit einem Ausblick auf weitere nahe liegende Forschungsthemen im Pokerumfeld.

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